Wordpress ist King – zumindest für Blogs
Kategorien: Content Management Systeme and Wordpress
Laut Wordpress.org nutzen über 60 Millionen Menschen Wordpress für Ihre Webseite – kein Wunder! Denn in einem Bereich gehört es zu den Besten seiner Klasse: Blogging. Aber Wordpress wird immer häufiger als Wunder-Allzweck-Waffe eingesetzt, wird zu einem Schweizer Taschenmesser der Webseite-Pflege aufgebohrt.
Am Ende entsteht oft ein Backend, durch das kein Redakteur wirklich durchsteigt, 20 Plugins verlangsamen das ganze System und im Menü finden sich dutzende ungenutzter Menüpunkte. Das riesige Angebot von so genannten Multi-Purpose-Themes begünstigt diesen Trend noch.
In diesem Artikel zeige ich auf, für welche Webseiten Wordpress eine gute Wahl ist – und welche Webseiten besser nicht auf Wordpress bauen sollten.
Der perfekte Blog: Content steht im Vordergrund
Ein Blick auf die Eingabefelder in einer frischen Wordpress-Installation zeigt sehr schnell die grundlegende Struktur von Wordpress-Beiträgen auf: TitelInhalt, Beitragsbild und Kategorien und Schlagworte. Der Fokus liegt auf linearem Inhalt – fast wie in einem Magazin.
Das sind auch die idealen Anwendungsfälle für Wordpress: Blogs, Magazine und News. Wichtig ist, dass der Inhalt der einzelnen Artikel möglichst simpel aufgebaut ist. Eine Kombination aus Fließtext und Bildern. Je weniger kompliziert der Inhalt, desto besser geeignet ist Wordpress.
Beispiel: siegerbrauckmann.de
Die Webseite siegerbrauckmann.de setzt gezielt auf diesen Magazin-Stil, den Wordpress so gut beherrscht. Anhand der Referenzen wird dies am deutlichsten.
Jede Referenz ist ein Beitrag, die Seite »Referenzen« ist der Beitrags-Blog von Wordpress.
Anhand einer vollständigen Referenz wird die Stärke von Wordpress noch deutlicher:
Anhand des Screenshots wird der lineare Aufbau des Inhaltes sichtbar. Selbst auf den »normalen« Inhalts-Seiten wird dieser Aufbau beibehalten:
Warum dieser lineare Aufbau so wichtig ist, zeigt dieser Screenshot (aus meinem eigenen Wordpress-Backend):
Der Wordpress-Editor ist für Blog-Artikel gemacht. Lineare Inhalte funktionieren hier am Besten. Zwar gibt es einige Plugins, die mehr Flexibilität versprechen, aber so richtig sauber funktionieren diese nicht.
Auch die Kategorien von Wordpress werden für die Referenzen aufgegriffen. Auf der Startseite findet sich eine Übersicht über die Kategorien, in welche die Referenzen fallen:
Die Webseite konzentriert sich insgesamt auf die Stärken von Wordpress und umschifft so die Schwächen. Ein schönes Beispiel für gute Wordpress-Nutzung.
Gib einer Person einen Hammer und sie sieht überall nur noch Nägel
Wordpress kann Blogging – für alles, was darüber hinaus geht, ist Wordpress allerdings meist die falsche Wahl.
Wie oben erwähnt, bohren viele fertige Themes Wordpress an viele Stellen auf, um mehr Funktionalität anzubieten. Dabei geht häufig der Fokus auf die Stärken von Wordpress verloren, das Backend wird unübersichtlich und Plugins greifen nicht sauber ineinander.
Im folgenden nun typische Funktionen, welche nicht mit Wordpress umgesetzt werden sollten.
Mehrsprachigkeit
Viele Content Management Systeme bringen tolle Funktionen für die Mehrsprachigkeit mit sich – Wordpress gehört nicht dazu. Einige Plugins rüsten die Mehrsprachigkeit nach. Sauber funktionieren sie alle nicht. Spätestens, wenn die Übersetzungen mit anderen Plugins ineinander greifen sollen, entstehen oft Baustellen. Warum mit Gewalt die Mehrsprachigkeit nachrüsten, wenn andere Systeme das viel besser können?
Komplexe Seiten-Inhalte
Die meisten Multi-Purpose-Themes bringen einen eigenen Inhalts-Editor mit. Inhalte werden komplexer, mehrspaltig, dynamisch. Der lineare Aufbau der Inhalte, wie Wordpress ihn am Besten beherrscht, verschwindet.
Auch das bringt häufig Probleme mit sich: Stile werden oft direkt im Quellcode angewendet, der Redakteur muss die Inhalte von Hand setzen, viele Wordpress-Funktionen (zum Beispiel der automatische Text-Auszug) funktionieren nicht mehr richtig. Die Code- und Seiten-Qualität leidet oft darunter.
Wenn die Inhalte, die auf der Webseite erscheinen sollen, sich nicht größtenteils im Standard-Editor von Wordpress darstellen lassen, ist Wordpress vermutlich nicht die richtige Wahl für diese Webseite.
Online-Shop und andere Komplexitäten
Auch für komplett neue Funktionen wie Online-Shops, Nutzerforen und vieles mehr gibt es diverse Plugins. Auch hier funktioniert (grade in Kombination mit anderen Plugins) nicht immer alles reibungslos.
Wordpress als Online-Shop? Kann man machen, muss man aber nicht. Besser wäre es, einfach ein passendes System zu wählen.
Gar keine News oder Beträge
Auf manchen Wordpress-Seiten finden sich gar keine Beiträge, lediglich »normale« Seiten. Dies ist vermutlich die häufigste Kuriosität der Wordpress-Nutzungen. Wordpress kann eben genau eine Sache gut: Blogging. Warum benutze ich dann für meine Seite Wordpress, füge dutzende Plugins und Funktionen hinzu, um die komplexesten Inhalte darstellen zu können, verwende aber die eine Sache, die Wordpress gut kann, überhaupt nicht? Warum dann überhaupt noch Wordpress? Es gibt hunderte coole Content Management Systeme, die alles mögliche können.
Wieso den Blogging-King für eine blog-freie Webseite nutzen?
Fazit: Wordpress ist toll – zumindest als Blog
Der Artikel ließt sich auf den ersten Blick extrem Wordpress-kritisch. Das soll er gar nicht sein. Ich liebe Wordpress! Dieser Blog läuft ja schließlich auch mit Wordpress.
Was ich hingegen kritisiere, sind Multi-Purpose-Themes. Was diese Themes aus Wordpress machen, ist nicht mehr elegant. Für mich war die Wordpress-Philosophie immer »Content is King«. Bei den Themes steht nicht mehr der Inhalt im Vordergrund, sondern die Form.
Du willst Deine Webseite mit einem Multi-Purpose-Wordpress-Theme machen? Gerne. Ich habe kein Problem damit! Wenn es für Dich funktioniert, ist das toll.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Artikel trotzdem einmal zeige, was Wordpress im Kern eigentlich ist – und was nicht.
Und jetzt will ich eine schöne Kontroverse in den Kommentaren lesen!